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Christina und Rolando über das inspirierte Älterwerden

Inspiriertes Älterwerden

Gespräch mit Christina nach dem Frühstück

Der Austausch mit Christina ist am wichtigsten für mich. Wir haben uns in all den Jahren immer auch als Freunde bezeichnet, als beste Freunde. Und wir waren in diesen Jahren auch immer ein Team mit unseren Kursen und Vorträgen. An diesem Morgen kommen wir ins Philosophieren, ich nehme das Gespräch auf. Hier ist das Resultat:

Christina: Wir sollten fünf essentielle Punkte finden für das inspirierte Älterwerden.

Rolando (lacht): Also, was sind deine fünf Punkte? Ich habe ja schon eine ganze Liste in den Kapiteln: Der Lebensrückblick, das Vermächtnis, die Fähigkeit, mit sich allein zu sein.
Da haben wir schon die Themen.

Christina: Das sind sicher interessante und sinnvolle Themen. Aber damit bin ich noch nicht eine inspirierte Älteste. Für mich ist die Körper-Wahrnehmung zentral. Der Körper kann eine Einschränkung sein. All diese Themen: Runzeln, Dick-Werden, Glieder-Schmerzen.
Vor allem für mich sind das Themen. Deine Runzeln stören mich keinen Deut!

Rolando: Oh, danke!

Christina: Aber wenn ich auf einem Foto sehe, dass meine Arm-Muskeln schlaff sind – o weh! Das ist für mich nicht so einfach.

Rolando: Das ist das Thema der Verluste. Der Verlust der Schönheit wird immer wieder von Frauen erwähnt. Körperliche Abbau-Vorgänge finden statt.

Christina: Die Vitalität kann schwächer werden.

Rolando: Man spürt es vielleicht beim Wandern oder beim Skifahren. – Für mich ist aber die Inspiration wichtiger. Wichtiger ist die innere Gegen-Kraft.

Christina: Was ist für dich Inspiration?

Rolando: Die Fülle des Lebens, die Freude. Die freudige Anwesenheit im Augenblick. Die Liebe. All das. Die Glückseligkeit. All dies ist stärker als der Verlust. Es gibt zahlreiche Beispiele von Menschen, die bis zu ihrem Tod diese Inspirationen beibehalten haben. Wenn wir das Bewusstsein dafür entwickeln, dann können wir diese Fülle leben. Es ist auch eine Frage der Übung. Für mich ist natürlich auch immer wieder meine Arbeit eine Inspiration: Mein Buch, meine Projekte, meine Ziele.
Das kann auch die Musik sein, oder die Sozialkunst, die Pflege der Freundschaften. Diese Faktoren inspirieren mich, ich gestalte sie bewusst. Und bei dir? (lacht)

Christina: Ich bin schon mehr körperbezogen. Für mich ist der Körper das Vordergründigste. Natürlich ist die Beziehung, ist die Liebe sehr zentral. Sie ist an erster Stelle. Dann kommen die Familie und die Freunde. Das ist bei uns alles sehr schön. Beim Körper ist die Kraft und Beweglichkeit sehr wichtig, deswegen mache ich auch Yoga. Und es ist sehr gut, wenn man keine Schmerzen hat.
Bei mir ist die Inspiration am ehesten im Geistigen angesiedelt. Ich werde mir der Kraft des „I am“ bewusst. Von daher kann ich die anderen Ebenen durchdringen – die psychische und die körperliche.

Rolando: Kannst du das „I am“ noch näher erklären?

Christina: Ich bin ja alles das nicht. Wenn ich nicht mehr so flexibel bin, nicht so viel Kraft habe, dann bleibt immer noch die Essenz von mir. Wenn ich keine Beziehung mehr habe, wenn ich alles verliere, dann bleibt immer noch die Essenz. Alle diese Faktoren sind schliesslich Äusserlichkeiten, die wegfallen können. Ich habe das Bewusstsein, dass ich all das nicht bin, dass ich viel mehr bin, dass ich etwas Ewiges bin. Aber ich lasse auch zu, dass dieses Bewusstsein nicht ständig vorhanden ist. Dass ich auf der Ebene meiner Arbeit auch abhängig bin von Erfolgen und von Resonanz. Das berührt meine Psyche.
Auf der geistigen Ebene ist das „I am“ das Wichtigste.
Das zweite ist, dass ich loslassen kann; dass ich Ideen loslassen kann. Dass ich kreativ bleibe, auch wenn es irgendwo hapert. Kreativ, aber nicht oberflächlich.

Rolando: Da haben wir schon essentielle Punkte von dir. Die Ich-Essenz, die Erleuchtung, die Verbindung mit dem höheren Selbst. Die Verbindung mit der Ewigkeit. Das ist die Grundbotschaft meines Buches. Vielleicht habe ich es noch nicht klar genug gesagt, aber ich spreche doch immer wieder darüber.
Es ist auch mein eigener Prozess. Gerade durch die Gespräche, z.B. kürzlich mit Bastian und jetzt auch mit dir, werden diese essenziellen Themen immer wieder bei angekickt. Gerade als ältere Menschen haben wir die wunderbare Gelegenheit, den Fokus zu halten. Wir können das kultivieren; es ist immer wieder eine Praxis. Immer wieder realisieren wir die Bedeutung des Bewusstseins, des „I am“. Es ist grösser als alles andere. Sogar grösser als die Beziehung.

Christina: Ich habe am Anfang gesagt, dass es für mich nicht einfach ist, weil der Körper etwas so Zentrales ist.

Rolando: Dein Körper ist sehr gesund. Kein Anlass, grosse Verluste zu empfinden. Machmal gibt es Gliederschmerzen. Du interpretierst es so, und es ist am wichtigsten, wie du es interpretierst.

Christina: Ich will den Körper auch unterstützen, damit sich Disharmonien wieder auflösen. Sie haben sich ja über die Psyche manifestiert. Der Körper wird nicht krank, wenn nicht vorher etwas in Disharmonie war.

Rolando: Wahrscheinlich.

Christina: Ich weiss nicht. Vielleicht stimmt diese Theorie gar nicht. Diese Interpretation ist heute üblich.

Rolando: Ich bin manchmal skeptisch in diesen Fragen: Kausalitäten herzustellen. Ich glaube, dass man auch wie zufällig von einer Krankheit getroffen werden kann.

Christina: Ich kann als Möglichkeit, als Potenzial, über meinen Geist den Körper beeinflussen. Mit meinem Bewusstsein. Das andere wäre unbewusst: Wir vergiften nicht bewusst unseren Körper. Die Bewusstheit ist viel stärker als das Unbewusste. Darum suche ich nicht nach Kausalitäten. Darin verlieren sich viele Menschen: Warum tut mir der Daumen weh? Ich kann nicht mehr richtig zugreifen. Was heisst das? Aha, ich packe meine Sachen nicht richtig an, bla bla bla!

Rolando (lacht)

Christina: Das kannst man alles, voll easy, so interpretieren. Was nützt es?

Rolando: Über das Manifestieren habe ich auch mit Bastian gesprochen. Dass man bis in die körperliche Ebene etwas manifestieren kann. Vor allem aber auf der mentalen Ebene. Ich kann meine Stimmung selbst beeinflussen, wenn ich ein wenig übe und die entsprechenden Methoden kenne. Ich kann immer wieder die Freude manifestieren, oder die Motivation. Ich kann meditieren, ich kann meine Lach-Praxis einsetzen. Das bringt mich in die freudige Bewusstheit hinein. Ich lande in einer anderen Dimension des Übermuts, dort ist sehr viel möglich! Andere nennen es die Dimension des höheren Selbst. Für mich ist das höhere Selbst immer mit der Lebensfreude verbunden. Es ist die Dimension der Erfüllung. Wenn wir sie erleben, dann hat das Auswirkungen, auch auf den Körper. Aber ich analysiere es nicht, ich mache keine kausalen Ableitungen. Ich will in diese Details nicht eintreten. Ich spüre es, bei mir ist es einfach so in den letzten 20 Jahren.
Und natürlich bewirkt auch die grosse Liebe zwischen uns soooooo viel!

Christina: Du hast natürlich auch noch ein anderes Tool: Dass du bestimmte Themen einfach ausblendest oder nicht beachtest. Du behältst dir ein Bild von dir. Das hast du kürzlich sehr treffend gesagt, bei einem Kommentar von mir. „Ich lasse mir dieses Bild von mir nicht nehmen“.

Rolando lacht ausgiebig, beide lachen.

Rolando und Christina: Klar.

Rolando: Es gibt auch ein „Immer-wieder-sich-neu-Erfinden“. Ein Erneuerungsprozess, in dem man auch vergangene Identifikationen vergessen kann. Das spüre ich in der letzten Zeit, durch die Interviews: Ich verändere mich. Ich spüre mehr innere Freiheit, Unabhängigkeit im höheren Selbst. Das Alleine-Sein, ohne einsam zu sein. Die Unabhängigkeit von Beziehungen. Ich übe das immer wieder. Ich will auch von meinen Projekten unabhängig sein. Brauche ich das eigentlich? Brauche ich es, dieses Buch zu schreiben? Brauche ich die guten Feedbacks? Mache ich es wegen der Feedbacks? – Natürlich geniesse ich gute Feedbacks. Aber trotzdem übe ich das Nicht-Tun. Immer wieder loslassen, wie du gesagt hast.

Christina: Beim Klavier-Spielen gelingt dir das gut.

Rolando: Ja…und es ist auch eine Entdeckung, da ich nun dieses Klavier habe! Im Sinne der Neu-Erfindung. Ich habe plötzlich wieder ein Klavier nach langen Jahren. Es ist wie eine neue Welt.
Ich habe eine andere Beziehung zum Klavierspielen als damals. Die Wieder-Entdeckung der Klassik, die Praxis der Improvisation. Die Selbst-Ermächtigung, dass ich alleine improvisieren kann. Oder ich setze Tricks ein wie künstliche Rhythmen.

Christina: Ich habe eine Doppelnatur. Ich höre tolle Raps, die mich begeistern, aber ich mache nichts dafür. Es könnte noch mehr Intensität in meinem Leben geben. Ich könnte die Zeit noch besser nutzen, oder?

Beide lachen

Christina: Es ist so, wie wenn du mit Youtube Häkeln lernen wolltest. Es ist besser, wenn es dir jemand persönlich zeigt. Ich hätte mir längst was auf der Ukulele zeigen lassen können, ich kenne entsprechende Freunde, wegen des Anschlags. Ich hätte mir etwas organisieren können.
Ich hätte manchmal Lust, rauszugehen, in die Stadt zu gehen. Aber dann kommt eine gewisse Faulheit. Das habe ich eher, wenn wir zusammen sind. Wenn ich allein bin, bin ich aktiver, rühriger. Der Leer-Raum um mich herum ist dann etwas anderes. Wenn jemand da ist, dann ist der Raum nicht leer. Das ist ein grosser Unterschied.
Dies also zum „Inspiriertesn Älterwerden“. Ich will mein Leben selbst erfüllen, viele Erfahrungen machen. Die Erfahrung kann auch im Nichts-Tun liegen. Aber nicht aus Lethargie, sondern bewusst. Ich würde vielleicht in eine Hütte gehen.
Ich würde gerne ausprobieren: Wie geht es mir, eine Woche lang alleine in einer Hütte? Ohne Internet, ohne Ablenkung? Oder ein paar Tage wandern mit meinem Lieblings-Hund? Das ist ein Bild für dieses „Hinaus-Gehen“. Den Mut haben, loszuziehen! Das gehört für mich zum inspirieren Älterwerden.

Autor:

I am a philosopher of happiness and laughter Ich bin ein Philosoph des Glücks und des Lachens

Ein Kommentar zu „Christina und Rolando über das inspirierte Älterwerden

  1. Danke für euer Gespräch, macht Spass zu lesen. Einfach leben umd machen was das Herz, die Lust umd Freude dich hinzieht, das bedeutet immer im Fluss und geführt zu sein. Das ist meine Erfahrung. So fühlt sich das Leben reich an und es kommt nicht die Frage auf, was wäre wenn ich dies oder das gelebt hätte. So spüre ich eine grosse Lebensfreude und Dankbarkeit in mir. Falls mein Körper mal schmerzt oder müder würde in Zukunft würde ich mich dann damit befassen und wohl annehmen. Jetzt geb ich da (noch) keine Energie herein
    Eine wohltuende Umarmung an euch zwei Lieben

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