Veröffentlicht in Philosophie

Reverose, der Daoismus, Dansez encore und die gelassene Vergnügtheit

Die gelassene Vergnügtheit gibt es schon lange. Zhuangzi, der wunderbare Nachfolger von Laozi, hat bereits vor ca 2400 Jahren davon gesprochen, und er hat auch das Lachen hochgeschätzt. (Einschub zur Rechtschreibung: Die beiden Weisen haben sich in den letzten 60 Jahren etwas verändert. Zunächst gab es Lao tse und das Tao te king; heute heisst er Laozi und er schrieb das Daodejing. Zhuangzi hiess Tschuang tse, und so weiter. Das erleichtert die Suche auf dem Internet!)

Ich bin ja schon froh, dass auch heutzutage die gelassene Vergnügtheit noch formuliert und praktiziert wird. Zwei wunderbare Beispiele dafür sind die Comic-Serie über Reverose und die aktuelle Bewegung „Dansez encore“.

Viele herrliche Beispiele hat es in den letzten Jahrzehnten gegeben – wenn ich nur an die Beatles denke, die in ihrem Yellow Submarine sämtliche Grenzen schmunzelnd hinter sich liessen und einfach ins Traumland abtauchten. Und dazu sangen: „All you need is love“. Sehr verträumt, wirklich!

Nun also zu Reverose (zu deutsch Schauimtraum, französisch Olivier Ramerau)

Reverose ist das Land, in dem das Unmögliche möglich ist. In Reverose – zu deutsch Schauimtraum – können wir uns das Blühen herbeiträumen. Christina und ich sind so sehr inspiriert von diesem Wunder-Land, dass wir unser neues Zuhause in Tschugg Reverose nennen. Nach der Villa Kunterbunt leben wir nun in diesem Reich, in dem selbst die verwegensten Ideen an der Tagesordnung sind. Es ist das Gebiet der ständigen Glückseligkeit, des Übermuts, der Liebe und des Humors. So wie die Wirklichkeit eben ist. Der Held dieser Comics, Olivier Rameau, verteidigt diese Werte mutig und entschlossen. Seine Geliebte, Colombe, unterstützt ihn mit Fantasie und Begeisterung. Die belgische Comic-Serie von Dany und Greg ist 50 Jahre alt geworden, und sie inspiriert uns immer wieder von neuem.

Ich habe schon einiges über Reverose auf meiner Webseite publiziert. Aber ich bin noch nicht auf die Regierungsform eingegangen. Es gibt schöne Parallelen zum Daoismus und zur Bewegung Dansez encore.

In Reverose regieren die drei Gastrosophen (französisch Zirouboudons). Das sind drei lustige Herren, deren einer immer Hunger hat und ständig am Essen ist. Doch auch die beiden anderen tun nichts Nützliches. Manchmal schwingen sie herrlich poetische Reden.

Sie heissen beispielsweise zwei Künstler willkommen, deren Namen «während des letzten Sommerwindes mit der Feder des Übermuts auf die Wolke der Ungenauigkeit geschrieben wurde».

Weitere Worte des Willkommens:

«Ihr dürft teilhaben an dem nicht unproblematischen, aber fröhlichen Leben in Schauimtraum, wo alle Langeweile durch einen Pfiff ersetzt wird – ein anderswo leider viel zu selten angewandtes Heilmittel.»

Im Daoismus wird uns gesagt, wir sollten uns möglich unnütz machen. Dann sind wir sicher. Wenn wir so unnütz sind wie ein knorriger Baum, dann wird uns der Zimmermann nicht zum Bauen verwenden.

Aber der Daoismus hat auch viele Aussagen über das Regieren und Herrschen gemacht. Bei Laozi finden sich zahlreiche Stellen.

Zhuangzi schreibt Grossartiges:

In einem Zeitalter höchster Tugend werden die Grossen nicht geehrt und die Könner nicht beschäftigt. Herrscher sind wie die Wipfelzweige am Baum, das einfache Volk wie das Wild auf dem Feld. Sie tun das Rechte, aber sie wissen nicht, dass dies Rechtschaffenheit ist. Sie lieben einander, aber sie wissen nicht, dass dies Nächstenliebe ist. Sie sind wahrhaftig, wissen aber nicht, dass dies Treue ist. Darum hinterlassen ihre Schritte keine Spuren; darum werden ihre Taten nicht der Nachwelt überliefert.

Herrscher sind wie Wipfelzweige am Baum – wie schön! Sie schwingen mit, und das Herrschen ergibt sich von allein, ohne Anstrengung…Die Welt ist einfach in Ordnung, und diese Ordnung verwirklicht sich ohne Absicht, ohne Tun.

So ist es auch bei uns zuhause, in unserem Reverose. Da gibt es keine Regierung und kein Herrschen, da gibt es nur gelassene Vergnügtheit.

Zhuangzis Daoismus ist eine leichtsinnige, leichtfertige und gleichzeitig tiefsinnige Sache: 

Wie kannst du da noch hoffen, auf irgendwelchen Pfaden der Verträumtheit, Sorglosigkeit und Ungebundenheit zu wandeln“fragt er einen seiner Schüler. 

Das Ziel ist also die Verträumtheit, nicht die Pflichterfüllung, die Sorglosigkeit und nicht die Sicherheit.

Da wollen wir hin, da dürfen wir hin, da sind wir schon!

Die Bewegung «Danser encore» tanzt in die gleiche Richtung. Das Tänzerische ist das Wirkliche! Tanzen wir auf der Strasse – mit und ohne Virus! Drücken wir unsere Lebensfreude und Begeisterung aus, ohne Grund! Zelebrieren wir unser Da-Sein! Bleiben wir «aufsteigende fröhliche Revolutionäre» – freundliche Revolutionäre, deren Revolution sich im Lachen über alles erhebt und in alles vertieft. 

Siehe auch meine weiteren Inspirationen zum Thema Reverose hier

Autor:

I am a philosopher of happiness and laughter Ich bin ein Philosoph des Glücks und des Lachens

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